Irgendwie müssten Amyl and the Sniffers dann auch mal aufpassen, dass sie nicht ihre eigenen Abziehbilder werden. Ihr räudiger Pub Punk ist gesellschaftsfähig geworden und plötzlich spielen sie Headliner-Slots auf mittelgroßen Festivals, die sich eigentlich dem breitbeinigen Rock widmen. Comichaft wirkt ihre Platzierung zwischen tief dröhnenden Gitarren, aber es ist die versaute Catchiness ihrer Songs, die solch einen Auftritt auch für die Massen an harten Jungs gerechtfertigt erscheinen lassen.
Wir wollen sie ja auch gar nicht mehr ausschließlich vor Kunststudent:innen spielen sehen. Es ist schon okay, dass sie dieselben Menschen bespielen, die auch kurze Zeit später den Foo Fighters zujubeln. Nur wollen wir nicht vergessen, dass sie es ernst meinen. Möglicherweise vergessen die Australier:innen das auch.
Dann auch: Vielleicht ging es ein wenig zu schnell. Von „Not On Label“ zu Rough Trade binnen zwei Jahren, dann rasch Album, Singles, EPs, Zusammenarbeiten nachgeschoben. Natürlich war man auch endlos auf Tour. „Cartoon Darkness“ (B2B / Rough Trade / Virgin) zeigt jedenfalls eine abgekämpfte Band.
Flummi Amy Taylor liegt angekratzt in der Ecke. Ihre Band spielt auf Allgemeinplätzen. Taylors Stimme ist spröder als sonst, wirkt stellenweise ausgelaugt.
Musikalisch erhalten wir nach der Wahnsinnsplatte „Comfort To Me“ neue Versuche. Nie waren Amyl and the Sniffers so sanft, wie auf „Big Dreams“. Selten erlebte man sie so geschmeidig, wie auf „U Should Not Be Doing That“. „Me And The Girls“ weist dancey Funkiness auf.
Doch diese Experimente gehen in einer mittelmäßigen Rock-Platte unter. Und nun erholt ihr euch mal bitte in Ruhe! Wir sehen uns in ein paar Jahren, in alter Stärke.
Amyl and the Sniffers – Cartoon Darkness: Hot Rod mit platten Reifen – RIFL