Zehn Jahre „Ganglion Reef“, das Debütalbum von Wand: Von der wilden Anfangszeit ist neben Cory Hanson noch Evan Burrows übrig. Neben dem Personal hat sich auch der Sound verändert. Aus dem spröden Garage Rock hat sich über die Jahre vielschichtiger Rock geschält, der durchaus Ähnlichkeiten zu den Radiohead nach „Kid A“ hatte.
Mit „Vertigo“ (Drag City) erscheint nun die erste LP seit fünf Jahren. Dazwischen lagen Solausflüge von Hanson, die sich den Wand-Sound als Ausgangspunkt ausgesucht hatten, dann aber in Western-Gefilde losgaloppierten.
Der Entstehungsprozess wird von der Band als sehr kompliziert beschrieben, eine kleinteilige Arbeit, entstanden aus Jams. Dann drehte man alles noch einmal auf links, und dann noch einmal.
„Folk für Kinder, mit Synthies und all dem anderen Müll“, heißt es im Pressetext. Gar so quietschbunt darf man sich das neue Wand-Album aber nicht vorstellen. Rohe Sounds treffen auf warme Streicheleinheiten. Hanson legt seine Stimme in den Wind, lässt sie durch anspruchsvolle Soundlandschaften wehen.
Jazzig, poppig, rockig, noiseig, alles korrekte Merkmale. Die Songs sind dabei, erstaunlicherweise, recht organisch angeordnet und fließen ineinander über. Spricht gegen das Stückwerk, das die Kalifornier zur Platte formten.
Das sanft schräge „Mistletoe“ wiegt sich im Takt, dann tappst „JJ“ auf Zehenspitzen herein. Eine füllige Platte, die nie zu satt macht. Viele Spielereien, aber keine ist unnötig. „High Time“ erhebt sich aus seinem Nagelbett und schiebt „Seaweed Head“ über den spiegelglatten See. Wenn man sich darauf einlässt, wird man mit innerer Ruhe belohnt.
Wand – Vertigo: Rock mit Fingerspitzengefühl. – RIFL