Dass es bei der Fat White Family immer drunter und drüber geht, ist ja nichts furchtbar Neues. Und so war auch der Aufnahmeprozess zum vierten Album „Forgiveness Is Yours“ (Domino) eher chaotisch. Lias Saoudi und sein Gegenpart Saul Adamczewski dürften sich wohl endgültig verkracht haben und auch die Saoudi-Brüder selbst gerieten aneinander.
Haben diese Unruhen eine Perle geformt? War wenigstens nicht alles umsonst? Lias Saoudi steht jetzt jedenfalls mehr im Vordergrund. Die Familie als One-Man-Show, einer, der den Laden noch schmeißen muss und hofft, nicht daran zu zerbrechen.
Das neue Album ist in vielen Belangen einzigartig. Der nackt glänzende Lias Saoudi scheint uns permanent ins Genick zu hauchen. Ein wohliger Schauer durchfährt uns, die Situation wirkt aber auch leicht befremdlich.
Gar nicht so einfach, in die Platte hineinzufinden und die Anzüglichkeiten zu akzeptieren. Alles sehr sexy, fast schon orgiastisch, mit „Polygamy Is Only For The Chief“ mündet das erste Drittel im heillosen Durcheinander.
Das Spoken Word-Stück „Today You Become Man“ leitet einen Wendepunkt zu schmachtendem Pop ein. Sehr viel ansprechender und nahe an den alten Qualitäten der Band. Hier entsteht der Sog, der uns ganz wuschig macht. Den Höhepunkt erreichen wir mit „Work“, ein flotter Track, der sich ruckartig in sehnsüchtigen Rock ergießt. Die Nummernrevue „You Can`t Force It“ lässt uns schnaufend zurück. Was war das jetzt?
Fat White Family – Forgiveness Is Yours: Anfangs schwach, sich dann stark entwickelnd. – RIFL